Das Thema Konfliktmineralien ist aufgrund der wichtigen Rolle von Tantal-Kondensatoren schon lange ein Problem für den Elektronikmarkt allgemein und insbesondere für den Markt der passiven Bauelemente.
Mit der Aufdeckung der schrecklichen menschlichen Kosten der Förderung dieser Konfliktmineralien haben viele Elektronikhersteller längst realisiert, dass sie die umstrittenen Rohstoffe in ihren Herstellungsprozessen ausfindig machen oder entfernen müssen. Die Ratifizierung der Veröffentlichungsgesetze in den letzten Jahren besagt, dass dies ebenso aus rechtlicher Sichtweise getan werden muss. Indes haben einige Unternehmen, die öffentlich die Führung in dieser Sache übernommen haben gezeigt, dass die Produktion ganz ohne Konfliktmineralien eine kluge Strategie ist.
Für an die Elektronik-Lieferkette gebundene Unternehmen ist es entscheidend, die Informationen zu sammeln und sich mit den Werkzeugen auszustatten, die dem Sinn und Wortlaut des Gesetzes entsprechen. Diese Unternehmen müssen über die Förderarten Bescheid wissen – nicht nur von ihren direkten Lieferanten, sondern auch von deren Lieferanten.
Lieferketten
Das Thema Konfliktmineralien kam mit dem Konflikt in der Demokratischen Republik Kongo auf. Jahrelang haben verschiedene Fraktionen in der Republik Kongo und benachbarten Ländern diese Mineralien verkauft, um ihre militärischen Aktivitäten zu finanzieren. Diese Gruppen sind bekannt für Zwangsarbeit und Kinderarbeit in ihren Minen. Die Arbeitsbedingungen sind laut Berichten entsetzlich und oft gefährlich.
Ostkongo ist reich an Koltan, einem zur Herstellung von Tantal verwendeten Mineral. Um dieses Problem anzugehen, stimmte die U.S. Securities and Exchange Commission (SEC) einer endgültigen Regelung betreffend Konfliktmineralien zu, durch die eine Offenlegungspflicht für amerikanische und einige nicht-amerikanische Unternehmen bei der Nutzung von Konfliktmineralien eingeführt wurde.
Der Elektronikmarkt im Konflikt
Für die Elektronikindustrie ist das Aufdecken und Melden der Tantal-Nutzung ein großes und hochkomplexes Unterfangen.
Tantal wird in vielen Elektronikprodukten verbaut – von Mobiltelefonen über PCs bis hin zu Fernsehern. Dem Marktforschungsunternehmen IHS zufolge könnte in jedem Mobiltelefon, das seit 2010 verschifft wurde, Tantal im Wert von 0,15 $ zu finden sein. Weiterhin wird geschätzt, dass sich in den Mobiltelefonen, die seit 2012 weltweit verschifft wurden, Tantal im Wert von etwa 93 Millionen $ befindet.
Intel in der Führungsrolle
Anstatt das Thema zu vermeiden, ist der Halbleiter-Marktführer Intel Corp. es gezielt angegangen. Der Hersteller verkündete, kein aus umstrittenen Quellen im Kongo oder benachbarten Ländern stammendes Tantal, Wolfram, Gold und Zinn mehr zu verwenden. 2012 verpflichtete sich die Firma, ab 2013 nur noch Mikroprozessoren ohne Konfliktmineralien herzustellen.
Intel ging das Thema hart an, suchte die Quelle seiner Mineralien auf und beschäftigte externe Prüfer in all seine Schmelzereien. Die Firma beließ es nicht einfach beim bloßen Ansatz, keine Mineralien aus dem Kongo und dessen Nachbarländern mehr zu beziehen, sondern bemühte sich, konfliktfreie Quellen in der Region ausfindig zu machen und sich für diese einzusetzen.
Indem Intel öffentlich zu diesem Thema Stellung bezog, änderte sich eine Situation, die sich negativ für das Unternehmen auswirken hätte können, ins Positive. Intel zeigte, wie ein großes Unternehmen ein soziales Bewusstsein entwickeln und Worte in Taten umsetzen kann.
Den Gliedern der Lieferkette folgen
Indes zeigt Intels Beispiel, wie komplex die Auffindung aller Quellen in einer Lieferbasis und das Ausmerzen von Konfliktmineralien ist.
Intel setzte seinen Fokus auf Schmelzereien. Jedoch erkannte das Unternehmen schnell, dass viele seiner Lieferanten nicht wussten, welche Schmelzereien sie beschäftigten. Intel prüfte daraufhin alle von ihren Lieferanten beauftragten Schmelzereien auf die Quelle der Mineralien.
Diese Anstrengungen erfordern einiges an Investitionen und Verpflichtungen, die nicht jedes Unternehmen aufbringen kann, ist es doch eine große Herausforderung für den globalen Elektronikmarkt. Die Herausforderungen, vor denen Intel stand, unterstreichen, wie notwendig es ist, dass sich Elektronikfirmen über die Nutzung von Konfliktmineralien und Richtlinien innerhalb ihrer Lieferkette im Klaren sind.
Das Rätsel um Tantal
Der Kondensatormarkt steht bezüglich dieses Themas vor einer besonderen Herausforderung. Aus der Sicht der Öffentlichkeit ist die Industrie mit dem Problem der Konfliktmineralien verbunden, weil sie ein Produkt anbietet, das nach dem im Fokus stehenden Material benannt ist: der Tantal-Kondensator. Konkret bedeutet dies: In diesen Kondensatoren wird das meiste Tantal verwendet.
In den letzten Jahren haben Kondensatorlieferanten Maßnahmen ergriffen, die Nutzung von konfliktbehaftetem Tantal in ihren Lieferketten aufzudecken und zu veröffentlichen. Der deutsche Kondensatorlieferant EPCOS AG nahm dazu Stellung:
„In den letzten Jahren haben bewaffnete Rebellen in der Demokratischen Republik Kongo und angrenzenden Ländern illegale Förderung und Schmuggel von Mineralien betrieben, um ihre rebellischen Aktivitäten zu finanzieren. Diese Aktionen führen nicht nur zu weiteren Konflikten, sondern stellen aufgrund von Zwangsarbeit und missbräuchlicher Behandlung der lokalen Bevölkerung auch eine Verletzung der Menschenrechte dar. Als Komponentenhersteller möchte EPCOS die eben genannten illegalen Aktivitäten und Menschenrechtsverletzungen in keinerlei Weise unterstützen. Wir legen bezüglich dieser „Konfliktmineralien” viel Wert auf Kommunikation innerhalb unserer Lieferkette. Wir bitten unsere Lieferanten, solche Daten offenzulegen und teilen diese zweckdienlich mit unseren Kunden.
EPCOS' Mutterunternehmen, die TDK Group, entwickelte diese Grundsätze weiter und verkündete, keine Mineralien zu beziehen, deren Förderung zur Finanzierung von bewaffneten Konflikten in der Republik Kongo und angrenzenden Ländern beiträgt. TDK unterstrich, dass sie solche Materialen weder direkt noch indirekt beziehen werden. Das Unternehmen fügte hinzu, dass es – wenn bekannt wird, dass ein Lieferant Konfliktmaterialien von einer solchen Quelle bezieht – nicht mehr mit diesem Lieferanten zusammenarbeiten werde.
An die Quelle kommen
Ein effektiver Weg für Unternehmen, Konfliktmaterialen in ihrer Lieferkette aufzuspüren, ist das Entwickeln von Programmen, die die Quelle der Materialien ausfindig machen.
Die vier führenden Unternehmen Intel, Motorola Solutions, HP und Apple sind laut Enough Project beim Center for American Progress Pioniere auf diesem Gebiet. Diese Firmen haben Konfliktmineralienprogramme, einschließlich einem Schmelzereiprüfprogramm, Direktbezug und Hilfsprojekten entwickelt. Mit letzteren soll dem Kongo geholfen werden, rechtmäßigen Mineralienabbau und Aufspürsysteme, mit denen Unternehmen ihre Schmelzereien ermitteln können, zu fördern.
Diese Programme sind als Hilfe konzipiert und sollen als Beispiel für andere Firmen innerhalb der Elektronik-Lieferkette dienen. Es muss zwar noch viel getan werden, aber der Elektronikmarkt hat nun einen Anstoß und die Mittel, die Quellen aufzuspüren und Konfliktmineralien aus ihren Lieferketten zu verbannen. Es ist moralisch und rechtlich ein kluger Schritt.